Deutschlands größter Batteriespeicher in Bollingstedt offiziell eingeweiht
Einleitung
Am 5. Juni 2025 wurde in Bollingstedt, Schleswig-Holstein, der bislang größte Batteriespeicher Deutschlands offiziell eingeweiht. Die Anlage, die gemeinsam von der Eco Stor GmbH und der EPW GmbH geplant und umgesetzt wurde, markiert einen Meilenstein in der deutschen Energiewirtschaft. Mit einer Leistung von 103,5 Megawatt und einer Speicherkapazität von 238 Megawattstunden stellt der Speicher eine bedeutende Infrastruktur dar, um das Stromnetz flexibler und stabiler zu machen. Er ermöglicht es, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien zwischenzuspeichern und bei Bedarf wieder einzuspeisen – eine Schlüsseltechnologie im Rahmen der Energiewende.
Technik im Detail
Die Anlage besteht aus 96 Containern – 64 davon beinhalten moderne Lithium-Ionen-Batterien, die restlichen 32 Container beherbergen Wechselrichter und Transformatoren. Die vollständige Systemintegration ermöglicht eine zuverlässige Versorgung von bis zu 170.000 Mehrpersonen-Haushalten für etwa zwei Stunden. Die Speichertechnologie kommt genau zur richtigen Zeit: Immer häufiger erzeugen Windkraft- und Solaranlagen mehr Energie, als direkt verbraucht werden kann. Ohne Speicher gehen diese Überschüsse oft verloren oder destabilisieren das Netz.
Herausforderung Dunkelflaute
Die Relevanz solcher Speicher wird besonders deutlich, wenn man die sogenannte ‚Dunkelflaute‘ aus dem Dezember 2024 betrachtet. In dieser Phase herrschte über mehrere Tage wenig Sonneneinstrahlung bei gleichzeitig geringer Windstärke. Wäre der Speicher in Bollingstedt damals schon am Netz gewesen, hätte er laut Berechnungen der Eco Stor die Strompreise um bis zu 36 Euro pro Megawattstunde senken können – ein gewaltiger wirtschaftlicher Vorteil für Haushalte und Industrie.
Stimmen zur Einweihung des größten Batteriespeichers Deutschlands
Tobias Goldschmidt, Energieminister von Schleswig-Holstein, zeigte sich bei der Einweihung begeistert:
„Mit Speichern wie hier in Bollingstedt können wir die Energiewende weiter mit hohem Tempo vorantreiben. Denn Speicher sind wahre Multitalente: Sie gleichen die natürlichen Schwankungen bei der Solar- und Windenergie aus; sie stabilisieren die Netze, senken die Strompreise und sorgen für mehr Grünstrom in unseren Netzen.“
Auch Eco-Stor-Geschäftsführer Georg Gallmetzer sieht in der Speicherlösung weitreichende Vorteile:
„Wir haben jetzt die Technologie, um wertvollen Sonnenstrom in die Abendstunden zu verschieben, Preise zu dämpfen und Strom aus Gas und Kohle weiter zu reduzieren.“
Klimaschutz und Standortwahl
Neben den unmittelbaren technischen Vorteilen wird das Projekt auch für seine Vorbildfunktion in Sachen Klimaschutz gelobt. Die modulare Bauweise erlaubt zukünftige Erweiterungen, und durch die Standortwahl in Norddeutschland – wo besonders viele Windkraftanlagen installiert sind – entfaltet der Speicher sein volles Potenzial. Die Eco Stor plant bereits Folgeprojekte in anderen Bundesländern, etwa in Brandenburg und Bayern.
Netzstabilität und Preisvorteile
Ein weiterer Punkt ist die Entlastung der bestehenden Netzinfrastruktur. Wenn Spitzenlasten durch zwischengespeicherten Strom gedeckt werden, sinkt der Druck auf Umspannwerke und regionale Verteilerstationen. Dies reduziert den Bedarf an kostspieligen Netzausbaumaßnahmen. Gleichzeitig können durch Preisglättung auch kleinere Stromanbieter wettbewerbsfähiger am Markt teilnehmen.
Ein System im Wandel
Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft sehen in solchen Großspeichern einen Paradigmenwechsel: Statt Strom ‚on demand‘ ausschließlich aus fossilen Quellen zu erzeugen, entsteht ein flexibles, intelligentes Stromnetz, das auf Echtzeit-Daten, Wetterprognosen und Speicherkapazitäten reagiert. Dies eröffnet ganz neue Geschäftsmodelle – etwa die Vermarktung von Flexibilität oder die Beteiligung an Regelenergiemärkten.
Offene Fragen und regulatorische Hürden bei Speichersystemen
Doch es gibt auch Herausforderungen: Derzeit sind die Investitionskosten für Batteriespeicher noch hoch, auch wenn sinkende Rohstoffpreise für Lithium und verbesserte Recyclingmethoden künftig Abhilfe schaffen könnten. Zudem fehlt es in Deutschland noch an einem einheitlichen regulatorischen Rahmen für große Energiespeicher. Die Branche fordert hier von der Bundesregierung eine schnelle Reform des Energiewirtschaftsrechts, damit Speicherkapazitäten als eigenständiger Bestandteil der Energieversorgung anerkannt und gefördert werden können.
Ein Signal an die Politik
Das Projekt Bollingstedt dient daher auch als Signal an die Politik: Wer Klimaziele ernst nimmt, muss Speicher als zentrales Element der Energiewende mitdenken. Nur so lassen sich volatile Erzeugungsmuster mit einem stabilen Versorgungssystem in Einklang bringen.
Projektlink zum Batteriespeicher
Weitere Informationen finden sich auf der offiziellen Projektseite von Eco Stor: hier