Neue Studie belegt: Dreifachdruck für die Energiewende
Eine brandaktuelle Kurzstudie von Enervis Energy Advisors, beauftragt von Greenpeace e.V. und Green Planet Energy eG, warnt eindringlich: Deutschland steht vor einer drohenden Ökostromlücke. Werden der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die Elektrifizierung von Wärme und Verkehr gebremst, könnten bis 2035 bis zu 381 Millionen Tonnen CO₂ zusätzlich emittiert werden. Das ist ein Volumen, das in etwa den jährlichen Emissionen Australiens entspricht. Deshalb lautet die Erkenntnis aus dieser neuen Studie: Deutschland muss bei Ökostrom zulegen!
Studienaufbau – Referenz- vs. Alternativ-Szenario
Die Analyse modelliert zwei kontrastierende Szenarien:
- Referenzszenario: Ausbau erneuerbarer Energien im Einklang mit dem EEG 2023 sowie ambitionierte Verbreitung von Wärmepumpen (6 Mio.) und Elektrofahrzeugen (15 Mio.) bis 2035.
- Alternativszenario: Verzögerter Ausbau von Wind, Solar, Wärmepumpen und E‑Fahrzeugen – bei sonst gleichen Voraussetzungen.
Bis 2035 liegt der installierte EE‑Leistung im Alternativszenario bei nur etwa 377 GW. Konkret heißt das: das sind 123 GW weniger als im Referenzszenario (rund 500 GW).
Stromnachfrage und Emissionsauswirkung
Im Alternativszenario sinkt die Netto-Stromnachfrage um etwa 47 TWh, da weniger Wärmepumpen und E‑Autos vernetzt sind. Das wird auch von der renommierten Agentur McKinsey prognostiziert. Doch trotz dieser Einsparung führt der geringere Ökostromausbau zu deutlich höheren CO₂-Emissionen im Stromsektor. Im Vergleich zum Referenzszenariobis bedeutet das 2035 kumulativ rund 2 % mehr, und 2030 rund 74 TWh weniger Ökostrom.
Konkrete Klimafolgen – Verkehr und Wärme im Fokus
Im Wärmesektor steigen die kumulierten CO₂-Emissionen bis 2035 um etwa 231 Mio. t CO₂ – das entspricht jährlich durchschnittlich etwa 21 Mio. t. Zum Vergleich: Der Gebäudesektor emittierte 2024 rund 101 Mio. t CO₂.
Im Verkehrssektor ergibt sich eine Zunahme zwischen 73 und 150 Mio. t CO₂. Das entspricht im Schnitt 7–14 Mio. t jährlich. Zum Vergleich: Der Verkehrssektor lag 2024 insgesamt bei 143 Mio. t CO₂.
Sensitivitätsanalysen – Flexibilität zeigt Wirkung
Sensitivität I (ambitionierte Elektrifizierung bei reduziertem EE-Ausbau): führt zu zusätzlichen 62 Mio. t CO₂ im Stromsektor bis 2035, im Durchschnitt 5,6 Mio. t p.a. – ein Plus von 8 % im Vergleich zum Alternativszenario.
Sensitivität II (EE-Ausbau wie Referenz, aber geringere Elektrifizierungsrate): senkt die Emissionen im Stromsektor um 76 Mio. t CO₂ bis 2035, im Schnitt 7 Mio. t p.a. – minus 10 % gegenüber dem Alternativszenario.
Zuschlag durch Kontext – politische und gesellschaftliche Dimensionen
Die Studie erscheint zeitgleich mit dem Monitoringbericht zur Energiewende des Bundeswirtschaftsministeriums. Das kann man als einen deutlichen Hinweis auf die Dringlichkeit verstehen.
Nils Müller, Vorstand von Green Planet Energy, formuliert es so: „Wenn Wirtschaftsministerin Reiche jetzt Wind‑ und Solarenergie ausbremsen will, wäre das eine Bankrotterklärung für die Wärme‑ und Verkehrswende und würde Deutschland im internationalen Vergleich zurückwerfen. Ein fossiles Rollback wäre teuer, klimaschädlich und geopolitisch hochriskant.“
Zusätzlich drohen finanzielle Folgen: Strafzahlungen an die EU, steigende CO₂-Preise ab 2027 im Emissionshandel für Wärme und Verkehr sowie immense gesellschaftliche Folgekosten in Milliardenhöhe.
Warum schneller Ausbau immer sinnvoll ist
Selbst wenn die Verkehrswende nur langsam voranschreitet, rechnet sich ein beschleunigter Ökostromausbau: Er vermeidet Emissionen durch fossile Kraftwerke und bringt bis 2035 76 Mio. t CO₂ Einsparung im Stromsektor – kurzfristig und langfristig wirtschaftlicher als ein Abwarten. Damit hat die neue Studie belegt: Deutschland muss bei Ökostrom zulegen. Daran ist nicht zu rütteln.
Das Ergebnis: Deutschland muss bei Ökostrom zulegen
Die Untersuchung von Enervis, Greenpeace und Green Planet Energy zeigt eindeutige Fakten:
- Verzögerter EE‑Ausbau und schleppende Elektrifizierung führen zu einer gefährlichen Ökostromlücke.
- 381 Mio. t CO₂ zusätzliche Emissionen bis 2035 – allein durch verzögerte Investitionen – sind mitverantwortlich für steigende soziale und ökonomische Kosten.
- Verzögerungen spielen sich sowohl im Wärme- als auch im Verkehrssektor dramatisch aus.
Die neue Studie belegt: Nur mit zügigem, ambitioniertem Ausbau von Wind, Solar, Wärmepumpen und E‑Mobilität kann Deutschland seine Klimaziele erreichen – und dies im Einklang mit Rechtsprechung, etwa dem Klimaschutzgesetz und dem Urteil zur Klimaneutralität bis 2045.