Agri-PV mit intelligenter Trackersteuerung erzeugt Synergien zwischen Landwirtschaft und Solarenergie
Agri-Photovoltaik erlebt derzeit einen Innovationsschub. Dank präzise gesteuerten Nachführsystemen (Tracker) lassen sich landwirtschaftliche Produktion und Solarstromerzeugung erstmals systematisch vereinen.
Die Technologie der Agri-PV mit intelligenter Trackersteuerung erlaubt eine optimierte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen, bei der weder Ernte noch Energiegewinnung zu kurz kommen. Der Praxiseinsatz einer neuen Entwicklungen der Forscher am Fraunhofer ISE belegen, dass gezielte Trackersteuerung zur Steigerung von Agrar- und Stromerträgen führen kann. Die Erfahrungen an einem Obsthof belegen dies anhand belastbarer Zahlen.
Neue Effizienz durch smarte Nachführung
Tracker-Systeme passen die Ausrichtung von PV-Modulen dynamisch an den Sonnenstand an. Während herkömmliche PV-Anlagen starr montiert sind, lassen sich die Module bei Agri-PV-Anlagen mit Tracking präzise neigen. Damit kann die Position entsprechend Sonnenstand, Kulturpflanze und Jahreszeit eingestellt werden. Das verbessert die Lichtverhältnisse für Pflanzen und steigert gleichzeitig die Stromausbeute.
Das Fraunhofer ISE bestätigt diesen Mehrwert: Die Trackersteuerung ermöglicht eine gezielte Steuerung von Beschattung, Lichtdurchlässigkeit und Bodenfeuchte. Erste Versuchsreihen zeigen, dass sich sowohl die Erträge landwirtschaftlicher Kulturen als auch die Stromproduktion messbar steigern lassen.
„Eine maßgeschneiderte Trackingstrategie hilft zudem, die Vorgaben verschiedener Regulierungen zu erfüllen“, erklärt Maddalena Bruno, Projektleiterin am Fraunhofer ISE.
Technik im Überblick
Moderne Tracker bewegen die PV-Module entlang einer oder zwei Achsen, um den optimalen Einstrahlungswinkel zu gewährleisten. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass die Bewegungen der Module mit der Bewirtschaftung kompatibel bleiben – etwa durch größere Modulabstände oder intelligente Hubfunktionen. Sensoren und Wetterdaten liefern die Grundlage für automatisierte Steuerungssysteme, die sich an Kulturtyp und Klimabedingungen anpassen.
Warum Tracker die Agri-PV voranbringen
Es gibt zahlreiche Aspekte, die belegen, warum die Tracker-Entwicklung für Agri-PV die Antwort auf die Herausforderungen der Freiflächen-Photovoltaik ist. Die Vorteile dieser Technologie liegen auf der Hand:
- Höherer Stromertrag durch optimale Sonnenausrichtung
- Verbesserte Pflanzenbedingungen durch gezielte Beschattung
- Effizientere Flächennutzung ohne Nutzungskonflikte
- Wirtschaftliche Synergieeffekte durch doppelte Nutzung
Durch gezielte Verschattung können beispielsweise empfindliche Pflanzen vor Hitzestress geschützt oder der Wasserbedarf in Dürrephasen gesenkt werden.
Agri-PV mit Trackersteuerung: Potenziale für Betriebe
Trackertechnik eröffnet neue Geschäftsmodelle für landwirtschaftliche Betriebe. Während die Fläche weiterhin landwirtschaftlich genutzt wird, generiert die Anlage zugleich Einnahmen aus der Einspeisung von Solarstrom. So werden Flächenkonflikte vermieden, wie sie bei klassischen Solarparks häufig auftreten.
Betreiber von Solaranlagen wiederum profitieren von neuen verfügbaren Standorten, insbesondere in ländlichen Regionen. Das Ergebnis: ein Modell, das wirtschaftliche Stabilität schafft, lokale Akzeptanz erhöht und einen Beitrag zur Energiewende leistet.
Hürden in der Umsetzung
Trotz der nachgewiesenen Vorteile von Agri-PV mit intelligenter Trackersteuerung stehen der flächendeckenden Umsetzung noch erhebliche Hindernisse im Weg. Insbesondere langwierige und regional unterschiedlich geregelte Genehmigungsverfahren verzögern den Ausbau und sorgen für Planungsunsicherheit bei Landwirten und Projektentwicklern. Hinzu kommen hohe Anfangsinvestitionen, da Trackeranlagen technisch komplexer und kostenintensiver sind als herkömmliche, starre Systeme.
Ein weiteres Problem liegt in der fehlenden Standardisierung. Einheitliche technische Vorgaben und klare Regeln zur Integration in bestehende Förderprogramme fehlen bislang. Zudem sind gezielte Marktanreize rar, etwa spezifische Fördermaßnahmen oder angepasste Stromvergütungssätze für Agri-PV mit Trackern. Diese strukturellen Defizite bremsen eine breite Markteinführung aus, obwohl die Technologie einsatzbereit ist und in der Praxis bereits funktioniert. Um die Potenziale voll auszuschöpfen, braucht es nun klare politische Signale, Investitionssicherheit und die gezielte Förderung dieses innovativen Doppelnutzungskonzepts.
Agri-PV mit intelligenter Trackersteuerung passt Solarstrom gezielt an Markt und Netz an
Der nächste Entwicklungsschritt der Agri-PV-Trackertechnologie rückt die Vermarktung des Solarstroms in den Fokus. Ziel ist es, den Steuerungsalgorithmus so weiterzuentwickeln, dass die Modulnachführung nicht nur auf Lichtverhältnisse und Pflanzenbedürfnisse, sondern auch auf Preissignale des Stromspotmarkts reagiert. Auf diese Weise ließe sich der Solarertrag gezielt zu Zeiten hoher Nachfrage einspeisen und wirtschaftlich optimal nutzen.
Das Fazit: Die Schlüsseltechnologie bringt doppelt Vorteile
Das Beispiel eines Obsthofs in Baden-Württemberg zeigt, dass Agri-PV mit intelligenter Trackersteuerung mehr ist als ein Nischenkonzept. Das Zukunftsmodell erlaubt eine doppelte Nutzung der Anbaufläche. Während die Module Äpfel und Birnen beschatten kann gleichzeitig Solarstrom produziert werden. Damit ist die Botschaft unmissverständlich: von der doppelten Ernte von Obst und grünem Strom profitiert neben dem Landwirt vor allem die Gesellschaf, und das sowohl ökologisch als auch ökonomisch.
