Photovoltaik legt stark zu – Oktober zeigt Fortschritt und Herausforderungen
Im Oktober meldet die Bundesnetzagentur einen Zubau von 1.145,8 Megawatt an Photovoltaikleistung. Diese Zahlen belegen eindeutig: Photovoltaik legt stark zu, denn der Markt bleibt erneut über der Gigawatt-Schwelle. Allerdings ist der Abstand zum Vorjahr weiterhin sichtbar, lag doch 2024 der Oktoberwert deutlich höher.
Die Daten stammen aus dem Marktstammdatenregister vom 13. November und können sich durch spätere Nachmeldungen noch erhöhen. Trotz des soliden Ergebnisses zeigt der Vergleich, dass der Markt ausgebremst wurde und nicht das Tempo erreicht, das für die Ausbauziele notwendig wäre.
Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller betonte zuletzt die anhaltende Bedeutung des Solarausbaus und verwies auf die stabile Entwicklung im Gesamtmarkt. In einer aktuellen Mitteilung erklärte er: „Der Boom beim Zubau von Photovoltaik hält an. (…) Diese Investitionen bringen die Energiewende weiter voran.“
Dachanlagen verlieren spürbar an Dynamik
Im Dachsegment zeigt sich der deutlichste Rückgang des Monats. Mit nur 442 Megawatt wurde der niedrigste Wert des gesamten Jahres erreicht. Dieser Einbruch sorgt für Unsicherheit im Markt, denn Dachanlagen spielen eine zentrale Rolle in der Energiewende: Sie erzeugen Strom nah am Verbrauch, entlasten die Netze und ermöglichen eine breite Beteiligung von Haushalten und Unternehmen.
Fachleuten ist klar, dass sich die Ursachen nicht monokausal erklären lassen. Neben langen Wartezeiten beim Netzanschluss belasten auch komplexe Genehmigungsprozesse und wechselnde Förderbedingungen den Markt. Gerade Gewerbedächer gelten als das große, aber ungenutzte Potenzial, da viele Projekte an bürokratischen Hürden scheitern. Branchenvertreter drängen deshalb darauf, Planungsabläufe zu straffen, digitale Prozesse auszubauen und finanzielle Anreize für Betriebe attraktiver zu gestalten.
Photovoltaik legt stark zu – Freiflächen tragen stark zum Gesamtergebnis bei
Deutlich besser entwickelt sich der Bereich der Freiflächenanlagen. Insgesamt 168 neue Solarparks mit 576,2 Megawatt gingen im Oktober ans Netz. Sie gleichen die Schwäche im Dachsegment teilweise aus, ohne sie vollständig zu kompensieren. Die Entwicklung zeigt, wie unterschiedlich sich die Marktsegmente aktuell entwickeln. Große Solarparks gewinnen weiter an Bedeutung, doch die Verfügbarkeit geeigneter Flächen bleibt ein anhaltendes Hindernis.
Für Betreiber bieten Freiflächenprojekte jedoch attraktive Vermarktungsmöglichkeiten. Neben der klassischen EEG-Vergütung gewinnen insbesondere langfristige Stromlieferverträge, sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs) an Bedeutung, da sie planbare und stabile Einnahmen sichern. Viele Unternehmen suchen gezielt nach regionalem Grünstrom, was Direktvermarktung zusätzlich stärkt. Auch die Kombination aus Eigenverbrauchskonzepten, Direktvermarktung und flexiblen Einspeisemodellen eröffnet Projektierern neue wirtschaftliche Perspektiven. Freiflächenanlagen werden damit nicht nur technisch, sondern auch finanziell zum zentralen Baustein des PV-Ausbaus.
Agri-PV gewinnt an Bedeutung
Um Flächenkonflikte zu entschärfen, rückt Agri-PV stärker in den Fokus. Diese Technik kombiniert Landwirtschaft und Stromproduktion auf derselben Fläche. Fachleute sehen darin einen wichtigen Baustein, um den Freiflächenzubau zu erweitern und gleichzeitig die Akzeptanz in ländlichen Regionen zu erhöhen.
Ein zusätzlicher Schub kommt durch den Einsatz bifazialer Module. Diese Module nutzen Sonnenlicht von beiden Seiten, wodurch sie auch reflektiertes Licht vom Boden verwerten und höhere Erträge erzielen können. In der Agri-PV ist das besonders vorteilhaft, weil die Modulreihen meist höher montiert sind und sich der Untergrund – je nach Bepflanzung – ideal für rückseitige Einstrahlung eignet. Das sorgt nicht nur für mehr Effizienz, sondern ermöglicht landwirtschaftliche Arbeit ohne größere Einschränkungen und verbessert die Wirtschaftlichkeit solcher Projekte spürbar.
Wermutstropfen: Wachstum reicht nicht für die Klimaziele
Der Oktober 2025 zeigt ein gemischtes Bild. Zwar steigt der Photovoltaikzubau, dennoch bleibt er hinter den Erwartungen zurück. Laut Branchenverbänden werden monatlich mindestens 1,5 bis 1,8 Gigawatt benötigt, um die Ausbauziele bis 2030 zu erreichen. Der aktuelle Wert liegt deutlich darunter. Bürokratische Hürden, langwierige Netzanschlüsse und knappe Installationskapazitäten bleiben zentrale Engpässe.
Der Winter wird entscheidend
In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob neue gesetzliche Maßnahmen ihre Wirkung entfalten. Das Solarpaket I soll Netzanschlüsse erleichtern, bürokratische Abläufe vereinfachen und Dachanlagen ab 40 Kilowatt stärken.
Auch EEG-Förderinstrumente wie Einspeisevergütungen und Marktprämien sollen den Ausbau stabilisieren. Zusätzlich stehen Förderprogramme, Zuschüsse und zinsgünstige Kredite bereit, die vor allem kleinere und gewerbliche Anlagen unterstützen. Der Winter wird zum Prüfstein: Er entscheidet, ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Ausbau wieder näher an die politischen Zielmarken zu bringen.
