Batteriespeicher im Fokus

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Batteriespeicher im Fokus – hohe Nachfrage trifft auf langsamen Ausbau

Die Bundesnetzagentur hat erstmals umfassende Daten zu Anschlussanfragen größerer Batteriespeicher vorgelegt. Die neuen Erkenntnisse haben Batteriespeicher im Fokus und machen deutlich, wie rasant das Interesse an Speicherkapazitäten wächst. Sie zeigen aber auch, wie weit Planung und tatsächlicher Ausbau auseinanderliegen. Mit der Veröffentlichung will die Behörde mehr Transparenz schaffen und die Grundlage für künftige Entscheidungen im Energiesystem stärken.


Antragsvolumen erreicht historische Größenordnung

Im Jahr 2024 verzeichnete die Bundesnetzagentur fast 10.000 neue Anschlussanfragen für Batteriespeicher ab der Mittelspannungsebene. Dass Projektierer und Energieunternehmen derart viele Speichersysteme anmelden, zeigt den wachsenden Druck, flexible Kapazitäten im Energiesystem zu schaffen. Die Summe der angefragten Leistungen liegt bei rund 400 Gigawatt, dazu kommen etwa 661 Gigawattstunden geplante Speicherkapazität. Ein erheblicher Teil der Projekte stammt aus den Vorjahren und wird weiterhin geprüft.

Aktuell befinden sich etwa 4.200 Anfragen mit zusammen 274 Gigawatt Leistung in laufenden Prüfverfahren. Weitere 3.800 Projekte haben bereits eine Anschlusszusage erhalten, doch diese Zusage ist lediglich ein formaler Schritt und keine Garantie für die spätere Realisierung. Die Antragsflut zeigt, wie stark der Markt in Bewegung geraten ist. Gleichzeitig wird deutlich, dass Netzbetreiber mit der wachsenden Zahl an Projekten organisatorisch stark gefordert sind.


Real installierte Speicher bleiben weit hinter dem Potenzial zurück

Während die Anfragen neue Rekordwerte erreichen, ist der reale Ausbau vergleichsweise überschaubar. Laut Marktstammdatenregister sind derzeit nur 921 größere Batteriespeicher im Betrieb. Gemeinsam bringen sie rund 2,3 Gigawatt Leistung und 3,2 Gigawattstunden Kapazität ans Netz. Der Unterschied zwischen geplantem und realisiertem Ausbau fällt damit enorm aus. Die Bundesnetzagentur betont, dass eine Anschlussanfrage nicht zwingend ein Bauvorhaben darstellt. Viele Projekte ändern im Lauf der Planung ihren Zuschnitt, verlieren ihren wirtschaftlichen Rahmen oder werden doppelt eingereicht.

Dennoch bewertet der Verband kommunaler Unternehmen (KVU) diese Entwicklung durchaus positiv und schreibt dazu: „Wir begrüßen die steigende Anzahl an Netzanschlussbegehren und den massiven Ausbau von großen Batteriespeichern, weil sie zur Stabilität der Stromnetze und damit zur Versorgungssicherheit beitragen können“.


Speicher gewinnen strategische Bedeutung im Stromsystem

Modellrechnungen der Bundesnetzagentur zeigen klar, welches Potenzial große Batteriespeicher künftig haben. In Stunden hoher Einspeisung könnten sie rechnerisch rund 76 Prozent einer möglichen Überproduktion aufnehmen, bei sehr niedrigen oder sogar negativen Börsenpreisen steigt dieser Wert auf etwa 86 Prozent. Umgekehrt können Speicher in Zeiten knapper Erzeugung rund 80 Prozent einer entstehenden Leistungslücke ausgleichen. Damit werden sie zu einem wichtigen Instrument, um Schwankungen im Stromsystem abzufedern und Netzbelastungen deutlich zu reduzieren.

Neben gewerblichen und industriellen Großspeichern wächst auch der Markt für private Batteriesysteme weiter. Immer mehr Haushalte kombinieren Photovoltaik mit Heimspeichern, erhöhen dadurch ihren Eigenverbrauch und tragen gleichzeitig dazu bei, lokale Netze zu entlasten. In Zukunft könnten diese dezentralen Systeme stärker vernetzt und in intelligente Steuerungskonzepte eingebunden werden. So entsteht Schritt für Schritt ein flexibles Speichernetz, das sowohl regional als auch überregional zur Stabilität des Energiesystems beiträgt.


Batteriespeicher im Fokus: Zähe Verfahren und unklare Vorgaben dämpfen das Tempo

Dass die Umsetzung vieler Speicherprojekte ins Stocken gerät, liegt an einer Reihe struktureller Hürden. Netzanschlussprüfungen sind komplex und dauern regional unterschiedlich lang. In einigen Gebieten stoßen Netzbetreiber an ihre Kapazitätsgrenzen, was dazu führt, dass Projekte verschoben oder abgelehnt werden. Zusätzlich sorgen regulatorische Unklarheiten dafür, dass viele Investoren nur zögerlich planen.

Hinzu kommen wirtschaftliche Herausforderungen. Viele Geschäftsmodelle für große Speicher befinden sich noch im Aufbau, und die Erlösmöglichkeiten hängen stark von Preisentwicklungen und dem Zugang zu Flexibilitätsmärkten ab. Erst wenn hier verlässlichere Regelungen bestehen, können Projektierer langfristig kalkulieren. Das erschwert den Markthochlauf und verzögert den Übergang von der Planung in die tatsächliche Umsetzung.


Großes Potenzial – aber die Zukunft bleibt offen

Die aktuellen Zahlen zeigen eindrücklich, dass Batteriespeicher im Fokus stehen und damit ein zentrales Element der Energiewende werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass zwischen theoretischem Potenzial und realem Ausbau noch ein weiter Weg liegt. Die neuen Daten schaffen eine solide Grundlage, um politische Maßnahmen gezielter auszurichten und bestehende Engpässe zu erkennen.

Wie sich der Markt entwickelt, hängt von mehreren Faktoren ab. Steigende Strompreise und der wachsende Anteil erneuerbarer Energien erhöhen den Bedarf an Flexibilität. Gleichzeitig entstehen neue Geschäftsmodelle wie regionale Stromabnahmeverträge und Flexibilitätsdienste. Ob diese Ansätze ausreichen, hängt stark davon ab, wie schnell die regulatorischen Rahmenbedingungen angepasst werden und wie zügig Netzbetreiber ihre Prozesse modernisieren. Erst dann kann der Ausbau Schritt für Schritt mit dem wachsenden Interesse mithalten.

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