Kurzzeitspeicher senken Bedarf an Gaskraftwerken
Laut aktuellen Simulationen können 60 Gigawatt an Kurzzeitspeicherleistung mit einer Speicherdauer von zwei bis vier Stunden bis zu 15 bis 20 Gigawatt an gesicherter Backup-Kapazität ersetzen. Besonders in den frühen Phasen des Zubaus ist das Einsparpotenzial bei Reservekraftwerken besonders hoch.
Warum Kurzzeitspeicher für Deutschland entscheidend werden
Bisher dienten Gaskraftwerke als Rückhalt bei Dunkelflauten oder plötzlichen Einspeiseausfällen. Doch mit wachsendem Anteil erneuerbarer Energien braucht es neue Lösungen. Kurzzeitspeicher können diese Rolle teilweise übernehmen: Sie reagieren schnell, sind dezentral einsetzbar und müssen nicht im Dauerbetrieb laufen.
Modellrechnungen belegen: Der gezielte Einsatz von Speichern könnte den Ausbau fossiler Kraftwerkskapazitäten deutlich verringern. Ein früheres Szenario zeigt: Großspeicher können den Neubau zwar nicht komplett ersetzen, aber erheblich abfedern – und so den Investitionsdruck auf neue Gaskraftwerke bis 2030 reduzieren.
Welche Vorteile bringen Kurzzeitspeicher?
Kurzzeitspeicher sind ein Schlüssel für ein flexibles und stabiles Stromsystem. Sie reagieren innerhalb von Sekunden auf Schwankungen im Netz, speichern überschüssige Energie aus Wind- und Solaranlagen und geben sie bedarfsgerecht wieder ab.
Damit tragen sie nicht nur zur Versorgungssicherheit bei, sondern reduzieren auch den Bedarf an fossilen Reservekraftwerken. Kurzzeitspeicher entlasten die Netze, senken CO₂-Emissionen und schaffen Raum für eine stärkere Nutzung dezentraler, erneuerbarer Energiequellen.
Die Vorteile liegen darin, dass Kurzzeitspeicher:
- Solar- und Windstromüberschüsse aufnehmen und zeitversetzt einspeisen
- Netzlasten glätten und Versorgungslücken überbrücken
- den Bedarf an fossilen Kraftwerken und CO₂-Emissionen senken
- dezentrale Erzeugung besser integrieren
„Speicher werden eine immer wichtigere Funktion einnehmen. Schon heute können sich besonders Batteriespeicher im Strommarkt refinanzieren […],“ so die Bundesnetzagentur zu dem Thema.
Für Netzbetreiber, Industrie und Politik eröffnen sich vielfältige Chancen
Da Kurzzeitspeicher den Bedarf an Gaskraftwerken senken, bieten sie weit mehr als nur eine Möglichkeit zur kurzfristigen Energiepufferung, vielmehr eröffnen sie konkrete Perspektiven für zentrale Akteure im Energiesystem. Netzbetreiber profitieren von einer stabileren und flexibleren Netzführung. Die schnelle Reaktionsfähigkeit der Speicher reduziert ihre Abhängigkeit von konventionellen Regelkraftwerken und erleichtert den Ausgleich kurzfristiger Schwankungen.
Für die Industrie, insbesondere Hersteller von Speichertechnologien, Steuerungstechnik und Systemlösungen, wächst ein dynamischer Markt mit großem Potenzial. Auch Projektentwickler und Investoren erhalten durch den sinkenden Bedarf an fossilen Backup-Kapazitäten mehr Planungssicherheit und neue Spielräume für klimafreundliche Infrastrukturprojekte.
Die Politik wiederum kann mit dem Ausbau von Kurzzeitspeichern gleich doppelt profitieren: Einerseits sinken CO₂-Emissionen, andererseits lassen sich erhebliche Infrastrukturkosten vermeiden, und das bei gleichzeitiger Erhöhung der Versorgungssicherheit.
Hürden bleiben – und müssen jetzt adressiert werden
Obwohl die Technologie der Kurzzeitspeicher marktreif ist, fehlen oft die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Viele Geschäftsmodelle rechnen sich unter den aktuellen Marktmechanismen noch nicht. Gleichzeitig bremsen veraltete oder unklare Regulierungen den Ausbau. Besonders dezentrale Speicheranlagen stoßen auf Schwierigkeiten beim Netzanschluss, und die Nachrüstung bestehender Infrastruktur ist technisch anspruchsvoll und kostenintensiv.
Damit Kurzzeitspeicher ihre volle Wirkung entfalten können, müssen diese strukturellen Hemmnisse gezielt und zügig angegangen werden:
- Geschäftsmodelle sind oft noch nicht wirtschaftlich.
- Regulierungen hinken hinterher.
- Netzanschlüsse sind nicht überall gesichert – besonders bei dezentralen Anlagen.
- Die Nachrüstung bestehender Infrastruktur ist teuer und komplex.
Ausblick: Kurzzeitspeicher als Rückgrat der Energiewende
Kurzzeitspeicher könnten zu einem zentralen Element einer resilienten Energieversorgung werden. Sollte es gelingen, sie wirtschaftlich und flächendeckend zu integrieren, kann der Neubau fossiler Reservekapazitäten weitgehend entfallen. Damit ließen sich Emissionen, Infrastrukturkosten und geopolitische Abhängigkeiten spürbar reduzieren.
Ein dezentrales, flexibles Speicher-Netz stärkt die Stabilität des Energiesystems und macht es reaktionsschneller – ein klarer Vorteil angesichts schwankender Einspeisung aus Wind und Sonne.
Damit das Realität wird, braucht es jetzt klare politische Leitlinien, marktkonforme Rahmenbedingungen und den Abbau regulatorischer Hürden – etwa bei der Doppelbesteuerung von gespeichertem Strom. Speicher müssen als eigenständige Systemdienstleister anerkannt werden. Nur so entsteht ein echter Wettbewerb, der die Energiewende voranbringt.
