Neues aus der Photovoltaikwelt: Ausbau, Eigenstrom und Nachwuchsmangel
Photovoltaik-Ausbau nimmt weiter Fahrt auf
In mehreren Regionen Deutschlands wurden zuletzt bedeutende Solaranlagen in Betrieb genommen:
🔧 HÜBNER-Gruppe: Neue Maßstäbe in Kassel
Die HÜBNER-Gruppe hat am Standort Kassel-Waldau eine der größten Photovoltaik-Anlagen der Region in Betrieb genommen. Auf einer Dachfläche von 10.000 m² erzeugt die Anlage mit einer Leistung von 1,1 MWp jährlich rund 1.049 MWh Strom. Etwa zwei Drittel dieses Stroms werden direkt im Werk genutzt, der Rest wird ins öffentliche Netz eingespeist. Dies führt zu einer jährlichen CO₂-Einsparung von etwa 733 Tonnen.
„Nachhaltigkeit ist etwas, das einfach zur DNA unseres Unternehmens gehört“, betont Ingolf Cedra, Geschäftsführer der HÜBNER-Gruppe.
👉 Zur Pressemitteilung der Hübner-Gruppe
💡 Kittelberger media solutions: Digitaler Vorreiter setzt auf Solar
Das Reutlinger Unternehmen Kittelberger media solutions hat auf dem Firmendach eine Photovoltaik-Anlage mit 56 Modulen und einer Gesamtleistung von rund 24 kWp installiert. Der erzeugte Strom wird größtenteils direkt im Unternehmen verbraucht, insbesondere für das firmeneigene Rechenzentrum. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist.
„Nachhaltigkeit ist für uns mehr als ein Trend – sie ist Teil unserer Verantwortung als Unternehmen“, sagt Geschäftsführer Jan Kittelberger.
👉 Details zur Kittelberger-Anlage
☀️ EnBW: Drei neue Solarparks in Baden-Württemberg
Die EnBW hat im Neckar-Odenwald-Kreis drei neue Solarparks mit einer Gesamtleistung von 24,2 MW in Betrieb genommen. Zwei der Anlagen befinden sich in Rosenberg mit Leistungen von 8,1 MW und 5,2 MW, die dritte in Hardheim mit 10,9 MW. Der erzeugte Strom deckt rechnerisch den Bedarf von etwa 9.800 Haushalten. Die Anlagen wurden innerhalb von sechs Monaten errichtet, wobei ein wesentlicher Teil der Arbeiten auf die gemeinsame Kabeltrasse entfiel.
🌎 Weltweiter PV-Boom – Deutschland baut kräftig mit
Im Jahr 2024 wurden weltweit rund 597 Gigawatt (GW) an neuer Photovoltaikleistung installiert – ein Rekordwert, der einem Wachstum von etwa 33 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit stieg die globale Gesamtkapazität auf über 2,2 Terawatt (TW). Besonders hervorzuheben ist, dass China allein 329 GW beigesteuert hat, was mehr als die Hälfte des weltweiten Zubaus ausmacht.
📊 Quelle: SolarPower Europe – Global Market Outlook 2025–2029
In Deutschland beträgt die aktuell installierte Photovoltaikleistung rund 104 GW, was etwa 15 % des Stromverbrauchs abdeckt. Ziel der Bundesregierung ist es, diesen Anteil bis 2035 mindestens zu verdoppeln – ein ambitioniertes, aber realistisch erreichbares Vorhaben.
„Deutschland hat sich auf den Weg gemacht, ein Solarland zu werden – jetzt kommt es auf Tempo und Umsetzung an.“
– Bundesverband Solarwirtschaft (BSW)
👉 Zahlen zur PV in Deutschland (BMWK)
👷🏼♀️ Fachkräftemangel: Solarcamps als Antwort
Die Energiewende bringt nicht nur technologische Herausforderungen mit sich, sondern auch einen steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Laut einer Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Prognos AG werden bis 2030 zusätzlich rund 550.000 Fachkräfte in den Bereichen Photovoltaik, Windenergie und Wasserstoff benötigt. Besonders betroffen sind Berufe mit beruflicher Qualifikation, da etwa zwei Drittel der benötigten Fachkräfte eine entsprechende Ausbildung erfordern.
Als Reaktion darauf werden innovative Solarcamps ins Leben gerufen, beispielsweise in Halle (Saale), wo Jugendliche praxisnah an die Technik herangeführt werden. Ziel ist es, Begeisterung für grüne Berufe zu wecken und das Handwerk zu stärken.
👉 DIHK: Fehlende Fachkräfte gefährden die Energiewende (Stand 2023)
Als Reaktion darauf werden innovative Solarcamps gegründet – z. B. in Halle (Saale), wo Jugendliche praxisnah an die Technik herangeführt werden. Ziel: Begeisterung für grüne Berufe wecken und das Handwerk stärken.
„Wir müssen die Energiewende auch personell stemmen – nicht nur technologisch.“
– Dr. Tanja Gönner, BDI-Hauptgeschäftsführerin
⚡️ Eigenstrom bleibt Top-Thema
Immer mehr Unternehmen – und auch Haushalte – setzen auf Eigenstromversorgung durch PV-Anlagen. Das Ziel: Kostenersparnis, Versorgungssicherheit und Klimaschutz.
Mit moderner Technik, Stromspeichern und intelligenten Lastmanagementsystemen lassen sich heute schon beeindruckende Autarkiegrade erreichen. Auch steuerliche und wirtschaftliche Vorteile spielen eine zunehmende Rolle.
👉 Infos zu Eigenverbrauch und Einspeisung (Verbraucherzentrale)
🏛️ Politischer Rückenwind für Solarprojekte
Der Solarausbau in Deutschland erhält durch das am 26. April 2024 verabschiedete Solarpaket I neuen Schwung. Dieses Maßnahmenpaket zielt darauf ab, den Ausbau der Photovoltaik zu beschleunigen und bürokratische Hürden abzubauen. Zu den Kernpunkten gehören:
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Förderung großer Dachanlagen: Für PV-Anlagen ab 40 kW auf Gewerbedächern wird die Förderung um 1,5 ct/kWh erhöht, um gestiegene Bau- und Kapitalkosten auszugleichen.
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Erleichterungen für Balkonkraftwerke: Die Inbetriebnahme von steckerfertigen Solaranlagen ist nun auch vor dem Austausch des Stromzählers möglich. Zudem entfällt die vorherige Anmeldung beim Netzbetreiber, und die Registrierung im Marktstammdatenregister wurde vereinfacht.
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Stärkung von Mieterstrommodellen: Mieterstrom wird künftig auch gefördert, wenn er auf gewerblichen Gebäuden und Nebenanlagen wie Garagen erzeugt wird, solange der Stromverbrauch ohne Netzdurchleitung erfolgt.
Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Ziel von 215 GW installierter PV-Leistung bis 2030 zu erreichen.
„Das Solarpaket I gibt der Energiewende an vielen Stellen neue Triebkraft, allen voran der Photovoltaik über alle Segmente – vom Gewerbe bis hin zu den Bürgerinnen und Bürgern.“
– Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE)
Mehr über das Thema finden Sie in unserem Artikel über das Solarpaket 1 – Neue Regelungen fördern Photovoltaik-Ausbau.
🌞 Balkonkraftwerke und Mieterstrom als Trend
Neben großen Dach- und Freiflächenanlagen gewinnen auch kleinere Lösungen wie Balkonkraftwerke und Mieterstrommodelle an Bedeutung. Sie ermöglichen es auch Menschen ohne eigenes Dach – etwa Mietern – aktiv an der Energiewende teilzunehmen.
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Balkonkraftwerke: Steckerfertige Solarmodule lassen sich mittlerweile unkompliziert installieren und anmelden. Mit dem Solarpaket I wurde die Inbetriebnahme weiter vereinfacht, indem die vorherige Anmeldung beim Netzbetreiber entfällt und die Registrierung im Marktstammdatenregister auf wenige einfach einzugebende Daten beschränkt wurde.
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Mieterstrommodelle: Durch die neuen Regelungen können nun auch gewerbliche Gebäude und Nebenanlagen wie Garagen für die Mieterstromversorgung genutzt werden, solange der Stromverbrauch ohne Netzdurchleitung erfolgt. Dies fördert die gesellschaftliche Teilhabe und erhöht die Akzeptanz für erneuerbare Energien im Alltag.
Diese politischen Maßnahmen und Trends zeigen, dass der Ausbau der Solarenergie in Deutschland nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich und politisch weiter voranschreitet. Die Vereinfachungen und Förderungen sollen dazu beitragen, die Energiewende breiter in der Bevölkerung zu verankern und die Klimaziele zu erreichen.