Vatikan plant weltgrößte Agri-Photovoltaik-Anlage: Ein Schritt zur Energieautarkie

Vatikan Agri Photovoltaik

Vatikan plant weltgrößte Agri-Photovoltaik-Anlage: Ein Schritt zur Energieautarkie

Der Vatikan setzt ein bedeutendes Zeichen im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel. In Santa Maria di Galeria, einem exterritorialen Gebiet des Heiligen Stuhls nordwestlich von Rom, plant der Vatikan die Errichtung der weltweit größten Agri-Photovoltaik-Anlage. Diese soll nicht nur den Energiebedarf des Kirchenstaates vollständig decken, sondern auch als Vorbild für nachhaltige Energiepolitik weltweit dienen. Das Projekt steht exemplarisch für die Verbindung von technologischer Innovation, ökologischer Verantwortung und ethischer Führung.


Ein visionärer Plan mit tiefer Symbolkraft

Bereits im Juni 2024 kündigte Papst Franziskus in einem apostolischen Schreiben mit dem Titel „Fratello Sole“ („Bruder Sonne“) an, den Vatikan vollständig auf erneuerbare Energien umstellen zu wollen. Die Idee fußt auf den Grundsätzen der Enzyklika Laudato Si‘, in der Franziskus den Schutz unseres ‚gemeinsamen Hauses‘ als moralische Verpflichtung hervorhebt. Unter seinem Nachfolger, Papst Leo XIV., wird diese Vision nun mit konkreten Projekten weiterverfolgt. Im Juni 2025 besuchte er persönlich das Gelände in Santa Maria di Galeria, das für die Anlage vorgesehen ist.


Santa Maria di Galeria – ein Ort mit Geschichte und Potenzial

Das Gelände umfasst rund 424 Hektar und liegt etwa 18 Kilometer nordwestlich von Rom. Seit 1951 dient das Areal dem Vatikan als Sendestation von Radio Vatikan und wurde im Rahmen eines bilateralen Vertrags mit Italien als exterritoriales Gebiet anerkannt. Diese Fläche bietet ideale Bedingungen für ein großangelegtes Solarprojekt: viel Sonnenlicht, bestehende Infrastruktur und keine unmittelbare Konkurrenz zu Wohnraum oder empfindlicher Natur. Die Nähe zu Rom erleichtert darüber hinaus den Transport, die logistische Abwicklung sowie die Anbindung an bestehende Stromnetze.


Was ist Agri-Photovoltaik und warum ist sie relevant?

Bei Agri-Photovoltaik (Agri-PV) handelt es sich um ein innovatives Konzept, bei dem landwirtschaftliche Nutzung und Stromerzeugung aus Sonnenenergie auf derselben Fläche kombiniert werden. Die Solarmodule werden in einer erhöhten Struktur angebracht, sodass darunter Pflanzen gedeihen können. Dies ermöglicht eine Doppelnutzung des Bodens – ein entscheidender Vorteil angesichts zunehmender Flächenkonkurrenz zwischen Energie- und Lebensmittelproduktion. Je nach Auslegung kann Agri-PV sowohl intensiv bewirtschaftete Kulturen wie Salat, Beeren und Kräuter fördern als auch extensivere Anbauformen unterstützen. Neue Studien zeigen, dass unter bestimmten klimatischen Bedingungen die Beschattung durch Solarmodule sogar positive Effekte auf Ernteerträge haben kann – insbesondere bei hitze- oder trockenheitsempfindlichen Pflanzen.


Ein Statement für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Die geplante Agri-PV-Anlage soll langfristig den gesamten Energiebedarf des Vatikans decken – einschließlich aller kirchlichen Einrichtungen, Wohngebäude und Verwaltungszentren. Darüber hinaus soll überschüssiger Strom ins italienische Netz eingespeist werden. Der Vatikan positioniert sich damit als moralischer Vorreiter im Bereich Klimaschutz. Besonders bemerkenswert: Während andere Staaten noch über den Ausbau erneuerbarer Energien diskutieren, schafft der Vatikan mit einem einzigen Projekt die vollständige Energieautarkie – auf symbolischer, technischer und spiritueller Ebene.

Papst Leo XIV. erklärte bei seinem Besuch vor Ort:
„Wir dürfen nicht nur beten für eine bessere Welt – wir müssen sie bauen. Diese Anlage ist unser Beitrag zum Schutz der Schöpfung.“


Technische und organisatorische Herausforderungen

Noch sind viele Details des Projekts offen – etwa, welche Hersteller die Module liefern, wie viele Megawatt genau installiert werden sollen und in welchem Zeitraum der Bau erfolgen wird. Auch Fragen der Finanzierung, des Netzanschlusses und der langfristigen Instandhaltung stehen im Raum. Klar ist aber: Die Kirche arbeitet mit spezialisierten Partnern zusammen, um höchste technische Standards und Umweltverträglichkeit zu gewährleisten. Zudem steht der Vatikan in Kontakt mit führenden europäischen Forschungsinstituten, um neue Erkenntnisse aus Pilotprojekten und Studien einfließen zu lassen.


Ein Modell für die Welt?

Das Projekt hat das Potenzial, weltweit Nachahmer zu finden – nicht nur unter religiösen Institutionen, sondern auch bei Kommunen, Entwicklungsländern und privaten Landwirten. Die Kombination aus landwirtschaftlicher Nutzung und erneuerbarer Energiegewinnung gilt als eine der vielversprechendsten Lösungen für die Energie- und Klimakrise. Insbesondere in südlichen Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung kann Agri-PV neue Einkommensquellen für die ländliche Bevölkerung schaffen. Darüber hinaus bieten Projekte dieser Art Chancen für Bildung und Qualifizierung: Junge Menschen können in der Planung, Installation und Wartung solcher Anlagen geschult werden.


Wirtschaftliche Chancen und Skalierbarkeit

Die wirtschaftliche Rentabilität von Agri-PV-Projekten hängt von verschiedenen Faktoren ab: Modulkosten, Einspeisevergütung, Lebensdauer der Technik, Wartungskosten und natürlich auch von der Integration in bestehende landwirtschaftliche Betriebe. Da die Technik jedoch skalierbar ist, kann sie sowohl großflächig wie im Fall des Vatikans als auch kleinräumig – etwa auf Einzelhöfen oder Gemeindeprojekten – eingesetzt werden. Lokale Verbraucher oder Vermarkter erzielen besonders dann ökonomisch interessante Synergieeffekte, wenn sie den erzeugten Strom direkt nutzen oder verkaufen.


Einordnung im globalen Kontext kirchlicher Klimaschutzbemühungen

Der Vatikan ist mit diesem Projekt keineswegs allein im kirchlichen Engagement für den Klimaschutz. In zahlreichen Ländern engagieren sich kirchliche Einrichtungen bereits aktiv in der Energie- und Umweltpolitik: von Solardächern auf Kirchengemeinden in Deutschland über nachhaltige Landwirtschaftsprojekte in Afrika bis hin zu Umwelterziehungsinitiativen in Südamerika. Was den Vatikan jedoch einzigartig macht, ist der ganzheitliche Anspruch: Energiepolitik wird hier nicht als technisches Problem, sondern als ethische Verpflichtung und Ausdruck gelebter Nächstenliebe verstanden. Dieses umfassende Verständnis könnte auch politischen Entscheidungsträgern als Inspirationsquelle dienen – unabhängig von Religion oder Konfession.


Technische Eckdaten – was ist realistisch?

Zwar gibt es bislang keine offiziellen Zahlen zu Kapazität oder Leistung der geplanten Anlage, doch lässt sich aus vergleichbaren Projekten eine Größenordnung abschätzen. Auf einer Fläche von 400 bis 424 Hektar könnten – je nach Modultechnologie – zwischen 250 und 350 Megawatt Photovoltaikleistung installiert werden. Das entspräche in etwa dem Jahresverbrauch von bis zu 70.000 Haushalten. Da es sich um eine Agri-PV-Anlage handelt, dürfte die tatsächliche Moduldichte etwas geringer ausfallen, was jedoch durch innovative Nachführsysteme und bifaziale Module kompensiert werden könnte.


Spirituelle Dimension: Schöpfungsverantwortung konkret umgesetzt

Mit dem Projekt macht die katholische Kirche deutlich, dass ökologische Verantwortung ein integraler Bestandteil des Glaubens ist. Die Enzykliken Laudato Si’ und Fratelli Tutti, aber auch zahlreiche regionale Schreiben und pastorale Leitlinien haben in den letzten Jahren den Schutz der Schöpfung immer stärker in den Mittelpunkt kirchlichen Denkens gerückt. Die Agri-Photovoltaik-Anlage ist nun der sichtbarste Ausdruck dieser Haltung. Sie zeigt: Christliche Werte können nicht nur verkündet, sondern auch technisch umgesetzt werden – und das auf höchstem Niveau.


Fazit zur Agri-PV-Anlage des Vatikans

Die geplante Agri-Photovoltaik-Anlage des Vatikans ist mehr als ein technisches Projekt – sie ist ein weltweites Signal. Ein Signal dafür, dass Spiritualität und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig beflügeln können. Ob als praktisches Vorbild, moralisches Leitbild oder innovatives Pilotprojekt: Dieses Vorhaben verdient Beachtung – und Nachahmung.


Weiterführende Links:

Vatican News: Artikel zur Errichtung der Agri-PV-Anlage

katholisch.de: Detaillierte Informationen über den Besuch von Papst Leo XIV. am geplanten Standort in Santa Maria di Galeria

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